Einleitung

Kostas Papanastasiou begann 1972 das Restaurant Terzo Mondo (Dritte Welt) in West-Berlin zu betreiben. Auffälligstes Merkmal der Inneneinrichtung war ein großes Plakat von Ho Chi Minh, dem ersten Präsidenten der Demokratischen Republik Vietnam. Das Terzo Mondo zog verschiedene Aktivist:innen, griechische Migrant:innen, andere Migrant:innen und Deutsche an, die über die politischen Entwicklungen in Griechenland wie an anderen Orten der Welt diskutierten (Papadogiannis, 2014). Der lebendige Austausch im Terzo Mondo ist nur eine Momentaufnahme der ganz unterschiedlichen Protestkulturen, an denen griechische Migrant:innen in Westdeutschland beteiligt waren.

Die Ausstellung bietet Einblicke in die Proteste griechischer Migrant:innen in Westdeutschland im Zeitraum zwischen 1960 und der Wiedervereinigung Deutschlands. In den 1960er Jahren stieg nicht nur die Zahl der Griech:innen in Westdeutschland erheblich an, sondern die ankommenden Migrant:innen begannen zudem, sich an Protesten in der Bundesrepublik Deutschland zu beteiligen. Zur Zeit der Wiedervereinigung erlangten dabei beispielsweise auch griechische lesbische Migrantinnen in feministischen Initiativen in Westdeutschland immer größere Sichtbarkeit. Insgesamt soll die Ausstellung zeigen, dass griechische Migrant:innen, einschließlich derer, die protestierten, heterogen waren. Ihre Forderungen waren unterschiedlich fokussiert und bezogen sich auf vielfältige und sich verändernde soziale Hintergründe sowie auf die wechselnden Einschränkungen, die der westdeutsche Staat den Migrant:innen auferlegte. Griechische demonstrierende Migrant:innen kooperierten dabei, insbesondere im Zeitraum von 1967 bis 1974, zunehmend mit anderen Migrant:innen und auch mit deutschen Aktivist:innen, die nicht aus dem Ausland stammen.

Die Ausstellung umfasst vier Zeiträume:

  1. die „ersten Anfänge“ des griechischen Migrant:innenprotests Anfang bis Mitte der 1960er Jahre,
  2. die Eskalation der Massenmobilisierung in der Periode 1967-1974,
  3. die anschließende Veränderung ihrer Forderungen, wie sie diese von den frühen 1970er bis in die späten 1980er Jahre stellten,
  4. die Sichtbarkeit griechisch-lesbischer Aktivistinnen zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung Deutschlands.